Die DB Chronik

Privatbahn und Staatsbahn 

Seit Gründung der ersten Eisenbahngesellschaften im 19. Jahrhundert bis heute hat sich die Organisation der Eisenbahnen in Deutschland mehrfach geändert. Zehn Jahreszahlen geben einen knappen Einblick in die politischen Hintergründe der Eisenbahngeschichte.

1835 wird die sechs Kilometer lange Strecke zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Damit hat auch in Deutschland das Eisenbahnzeitalter begonnen. Betreiber und Besitzer der Strecke ist die „Gesellschaft für die Errichtung einer Eisenbahn mit Dampffahrt zwischen Nürnberg und Fürth“. In ganz Deutschland und besonders in den wichtigen Handels- und Industriestädten werden private Aktiengesellschaften gegründet, um den Bau von Eisenbahnstrecken zu finanzieren. Allein in Baden und Braunschweig setzt man von Beginn an auf das Staatsbahnsystem.

1847 wird der Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen gegründet. Damit beginnt innerhalb der Staaten des Deutschen Bundes die Verständigung von Staats- und Privatbahnen über gemeinsame Normen der Eisenbahntechnik sowie über Kooperationen im Betrieb. Zugleich verschärfen sich seit 1847 die Auseinendersetzungen zwischen dem liberalen Bürgertum und dem monarchischen Staat. Preußen möchte möglichst ohne Kontrolle der Landstände den Bau der sogenannten Ostbahn mit einer Anleihe finanzieren. Die parlamentarische Kontrolle der Haushaltsmittel wird zu einer zentralen Forderung der Revolution von 1848.

1886 wird die bedeutende Rheinischen Eisenbahngesellschaft vom preußischen Staat übernommen. Damit sind fast alle Eisenbahnstrecken in den Ländern des 1871 gegründeten Deutschen Reiches verstaatlicht. Die Staatsbahnen erwirtschaften Gewinne und tragen wesentlich zum wirtschaftlichen Wachstum bei. Man spricht weltweit vom goldenen Eisenbahnzeitalter. Der 1888 eröffnete Frankfurter Centralbahnhof ist eines der architekturhistorischen Zeugnisse des Reichtums und der Bedeutung der Eisenbahn. "Kathedralen des Fortschritts" werden die Bauwerke genannt.

1920 wird die Deutsche Reichsbahn gegründet. Die ehemals acht Staatseisenbahnen werden nach Abschluss des notwendigen innerdeutschen Staatsvertrages einheitlich verwaltet. Es ist die Weimarer Republik und ihre demokratisch gewählte Regierung, die nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg das Eisenbahnwesen neu ordnet. Mit gut einer Million Beschäftigten ist die Deutsche Reichsbahn der größte Arbeitgeber der jungen Republik.

1924 erhält die Reichsbahn eine neue Geschäftsgrundlage, in dem sie in eine an privatwirtschaftliche Vorgaben orientierte Gesellschaft umgewandelt wird. Ziel der Bahnreform von 1924 ist es, Gewinne zu erwirtschaften, die zur Tilgung der Reparationsschulden eingesetzt werden. Die "Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft"  (DRG) erhält die Betriebsrechte an den Anlagewerten und wird zu deren Instandhaltung und Weiterentwicklung verpflichtet. Die Geschäftsführung wird von einem Verwaltungsrat, dem keine Mitglieder der Regierung und der Parlamente angehören dürfen, verantwortet.

1937, zwei Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg, ist die Reichsbahn vollständig in den nationalsozialistischen Staat integriert. Die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft wird jetzt juristisch aufgelöst und wieder in Deutsche Reichsbahn umbenannt. Zuvor war die "Gleichschaltung" bereits durch gezielte Entlassungen und umfassende Eingriffe in die Unternehmensstruktur praktisch vollzogen worden. Der Generaldirektor der Reichsbahn nimmt in Personalunion das Amt des Reichsverkehrsministers war. Die Einordnung in das Regime bedeutet auch die unmittelbare Beteiligung des Staatsbetriebs an den Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Deportationen von Millionen Menschen in die Konzentrations- und Vernichtungslager des nationalsozialistischen Regimes wären ohne die Reichsbahn nicht möglich gewesen. 

1949, vier Jahre nach Kriegsende, wird in der Bundesrepublik die Bundesbahn gegründet. In der DDR dagegen behält die Reichsbahn ihren Namen. Gemeinsam ist den beiden Bahnen, dass sie Staatsbetriebe sind. Doch wird die Reichsbahn nach den Vorgaben der sozialistischen Planwirtschaft seit 1954 direkt vom Verkehrsminister, der zugleich Generaldirektor ist, zentralistisch geleitet. Die  Bundesbahn dagegen wird als Behörde geführt. Die Verwaltungsordnung sieht einen Vorstand und Verwaltungsrat vor. Die Bundesbahn soll nach kaufmännischen Grundsätzen wirtschaften und dabei „gemeinwirtschaftliche Aufgaben“ erfüllen.

1957 werden die "Eisenbahnen des Saarlandes", die seit Ende des Krieges zunächst von Frankreich und dann vom Saarland selbst verwaltet wurden, in die Bundesbahn eingegliedert. Die Bundesregierung beschließt zum ersten Mal einen Teilausgleich für betriebsfremde Kosten. Die Frage des wachsenden Defizits der Bundesbahn führt zu immer neuen Reformdebatten.

1990 werden, nach den sanften Revolutionen in Osteuropa und der deutschen Wiedervereinigung die beiden deutschen Staaten, Bundesbahn und Reichsbahn mit dem Einigungsvertrag zu zwei getrennten Sondervermögen der Bundesrepublik. Die jeweiligen Vorstandsvorsitzenden sind für die Koordinierung beider Bahnen zuständig und sollen sie technisch und organisatorisch zusammenzuführen. 

1994 ist das Gründungsjahr der Deutschen Bahn AG. Damit ist die seit 1989 ernsthaft geführte Reformdiskussion um Privatisierung und Zusammenführung von Bundesbahn und Reichsbahn zu einem ersten erfolgreichen Abschluss gekommen. Vorraussetzung für die Gründung der Deutschen Bahn AG war die Zustimmung des Bundestages und des Bundesrates zu der Grundgesetzänderung § 87 und die Änderung des Eisenbahngesetzes § 28 zugunsten einer unternehmerisch geführten Aktiengesellschaft.

Jahre des Umbruchs

Die ersten sechs Jahre der Deutschen Bahn AG stehen ganz im Zeichen der Bahnreform. Ein neues unternehmerisches Handeln bei gleichzeitiger Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben geben der ehemaligen Behördenbahn ein neues Gesicht.

1994 erfolgt die Eintragung in das Handelsregister der Stadt Berlin. Mit dem Verwaltungsakt am 4. Januar ist die Bundeshauptstadt zum Konzernsitz der Deutschen Bahn AG geworden. Erster Vorstandsvorsitzender des jungen Unternehmens mit langer Tradition wird Heinz Dürr. Als Vorstand der Bundesbahn und seit 1991 auch der Reichsbahn war er maßgeblich an der politischen Durchsetzung der "äußeren" wie der "inneren" Bahnreform beteiligt. 352.000 Mitarbeiter, die aus den unterschiedlichen Kulturen zweier Wirtschaftssysteme stammen, arbeiten unter einem Konzerndach für die Bahn. Programmatisch ist die Einführung des Trassenpreissystem, von der DB als erster Bahn weltweit überhaupt entwickelt. Ebenfalls programmatisch ist die Verabschiedung des Energiesparprogramms. Das ehrgeizige Ziel den Primärenergieverbrauch in 10 Jahren um 25% im Vergleich zu 1990 zu reduzieren, konnte bereits 2003 erreicht werden. Die Bahn öffnet sich für den Wettbewerb und positioniert sich als umweltfreundlichstes Verkehrsmittel.

1995 können wichtige Sanierungsstrecken im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit fertig gestellt werden. Die Sanierung und Elektrifizierung der Strecke Bebra-Erfurt und der Wiederaufbau der "Berliner Kurve" zur Umfahrung von Bebra ist ein Beispiel für die Wiederherstellung und Modernisierung alter Ost-West-Verbindungen in Deutschland.

1996 tritt das Gesetz in Kraft mit dem der Nahverkehr regionalisiert wird. Damit gehen die Aufgaben- und Ausgabenverantwortung für den Schienennahverkehr vom Bund auf die Länder über. Jetzt entscheiden die Länder eigenverantwortlich, wie viel Mittel sie für Schienenverkehre einsetzen und bei welchem Anbieter sie welche Leistung bestellen. Die DB wird sich in Zukunft im Nahverkehr wachsender Konkurrenz stellen. Im Fernverkehr fährt die Bahn die zweite Generation ihres Hochgeschwindigkeitzuges ICE. Sieben ICE-2-Züge konnten früher als geplant eingesetzt werden.

1997 wird in Berlin der Grundstein für den Hauptbahnhof-Lehrter Bahnhof gelegt. Er soll soll zum zentralen Umsteigepunkt in einem Netz Berliner Fernbahnhöfe ausgebaut werden, die an den beiden Nord-Süd und Ost-West-Achsen der neuen Streckenführung liegen. Den Grundstein legt der neue Vorsitzende des Vorstandes Johannes Ludewig, der auf Heinz Dürr folgt. Nach aufwendiger Renovierung wird auch der Leipziger Hauptbahnhof wieder zugänglich gemacht. Hier wie in Frankfurt am Main eröffnen die ersten DB Lounges. Die Renaissance der Bahnhöfe ist eingeleitet.

1998 ist das Jahr, in dem wieder eine wichtige Neubau- und Sanierungsstrecke - von Berlin nach Hannover - eröffnet werden kann. Alle Fortschritte der Bahn sind in diesem Jahr allerdings vom tragischen Zugunglück von Eschede überschattet, bei dem am 3. Juni 101 Menschen ums Leben kommen.

1999 ist eine weitere Vorgabe der Bahnreform umgesetzt. Die ehemaligen Geschäftsbereiche Fern-, Nah- und Ladungsverkehr sowie Fahrweg und auch der nicht gesetzlich vorgesehene Geschäftsbereich Personenbahnhöfe werden als Aktiengesellschaften ausgegliedert. Durch die so genannte 2. Stufe der Bahnreform wird die Deutsche Bahn gesellschaftsrechtlich als mehrstufiger Konzern von der Deutschen Bahn AG als Holding geführt. Das Aktienkapital der neuen Gesellschaften hält die DB AG, deren Aktien sind Eigentum der Bundesrepublik.

Zukunftsweisend ist die Eröffnung des Flughafenbahnhofs Frankfurt am Main. Damit wird der erste deutsche Flughafen direkt an das Fernverkehrsnetz angeschlossen. Modernste Technik bieten die neuen ICE T-Triebzüge mit Neigetechnik und die beiden Metropolitanzüge. Beide sind an Komfort kaum zu übertreffen. Mit dem Internet-Angebot Surf&Rail können Fahrscheine jetzt auch online gekauft werden.

Sanieren und Investieren

Sanieren, Leisten, Wachsen lauten die drei Schlagwörter, die die Deutsche Bahn AG vorantreiben. Seit dem Jahr 2000 gibt es kaum einen Bereich, der nicht erneut auf dem Prüfstand steht. Denn die Bahn muss sich am Kapitalmarkt und im Wettbewerb behaupten.

2000 fahren 2,2 Millionen Besucher mit der Bahn zur Expo nach Hannover. Dabei können sie erstmals den ICE 3, der für eine Hochgeschwindigkeit von 330 km/h zugelassen ist, nutzen. Hartmut Mehdorn, der seit Dezember 1999 Vorstandsvorsitzender ist, wird nun die Weichen für die Wettbewerbesfähigkeit im Verkehrsmarkt neu stellen. Voraussetzung ist, dass der Nachholbedarf bei den Investitionen nicht vernachlässigt wird. Auch die Phase der Sanierung des Konzerns ist längst nicht abgeschlossen. Neue Programme und Mittelfristplanungen werden aufgelegt. Die Zusammenführung der Güterverkehrssparte von Bahn und NS Groep N.V. in das Joint Venture Railion ist der Auftakt für neue europäische Kooperationen im Güterverkehr.

2001 wird das Sanierungs- und Investitionsprogramm weiter fortgeschrieben. Unter dem Motto "Offensive Bahn" wird unter anderem verstärkt in die Erneuerung des Bestandnetzes und in den Wagenpark investiert.  Mit einer trilateralen Vereinbarung zwischen Bahn, dem Verkehrsministerium und dem Finanzministerium werden die Bundesmittel für die Infrastrukturfinanzierung bis 2003 festgeschrieben. In München kann eine neue High-Tech Betriebszentrale eröffnet werden. 

2002 gelingt es die Stinnes AG zu übernehmen. Mit dem weltweit agierenden Logistiker und dessen Schenker-Gruppe kann die Bahn ihre Position im Güterverkehrsmarkt stärken. Die Neubau- und Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln - Frankfurt wird eröffnet. Damit ist sechs Jahre nach dem offiziellen Baubeginn das Rückgrat des europäischen Hochgeschwindigkeitszugnetzes fertig gestellt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Eisenbahn 2002 stellen alle europäischen Bahnen zum gleichen Zeitpunkt und aufeinander abgestimmt ihre Fahrpläne um. Das Jahrhunderthochwasser verursacht erhebliche Schäden an den Bahnanlagen im Bereich der Elbe und ihren Zuflüssen.

2003 startet der neu aufgestellte Unternehmensbereich "Transport und Logistik", mit den Geschäftsfeldern Schenker, Freight Logistics, Intermodal und Railion. Führungsgesellschaft ist die Stinnes AG. Das Preissystem des Personenverkehrs wird den Kundenwünschen angepasst. Die beliebte Bahncard gibt es jetzt als Bahncard 25, 50 und 100. Das Internetangebot für Schnäppchenjäger wird mit Surf&Rail unter www.bahn.de weiter ausgebaut. Auch können BahnCard-Inhaber jetzt in 40 Städten mit ihrer Fahrkarte kostenlos den Nahverkehr zur Weiterfahrt nutzen. DB Netz AG konnte 34 moderne elektronische Stellwerke in Betrieb nehmen, so viel wie in keinem Jahr zuvor.

2004, zehn Jahre nach der Gründung der Deutschen Bahn AG, bestätigen die positiven Umsatz- und betrieblichen Ergebniszahlen den eingeschrittenen Weg eines unternehmerisch geführten, integrierten Konzerns. Höhepunkte des Jahres sind die Inbetriebnahme des Flughafenbahnhofs Köln/Bonn sowie die Inbetriebnahme der ausgebauten Strecke Hamburg – Berlin. Die Strecke zwischen den Zentren der beiden Städte an Alster und Spree kann nun in rund eineinhalb Stunden zurückgelegt werden. Für den Regional- und S-Bahnverkehr wurden neue Doppelstockwagen sowie neue Triebwagen und Lokomotiven der BR 423, 425 und 146 angeschafft. Die erfolgreiche Bahntochter Schenker investiert verstärkt in den Logistikbereich.

2005 werden die Investitionen in neue elektronische Stellwerke weiter vorangetrieben. 33 Projekte wurden realisiert, darunter ein neues Stellwerk in Eutin (Schleswig-Holstein) und in Frankfurt am Main. Ebenfalls in Frankfurt wurde die Grunderneuerung der 50.000 m² großen Dachoberfläche abgeschlossen. Für die Neubau- und Ausbaustrecke Karlsruhe – Basel startete der Bau des Katzenbergtunnels; in Berlin geht mit der erfolgreichen Absenkung der Bügelbrücken die Fertigstellung des neuen Hauptbahnhofs in die Endphase. Aufgrund attraktiver Sonderangebote und eines vergrößertem Carsharing-, „Call a Bike“- und Parkangebots steigert die Bahn die Zahl ihrer Kunden. Mit dem Kauf von Bax Global Inc. baut die Bahn ihre Position als international agierender Spediteur und Logistikdienstleister aus.



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